Radfahren in der Oberlausitz
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Die Heinrichauer Eibe ist ein unscheinbarer Baum, der etwas abseits neben einer Scheune in Henryków Lubański wächst. Auf den ersten Blick scheint er nichts Besonderes zu sein, doch Schätzungen zufolge ist er bereits etwa 1300 Jahre alt. Damit ist er der älteste Baum in Polen und einer der ältesten in Europa. Die Route – ca. 58 km Radstrecke Die Strecke ist etwa 58 km lang und verläuft hauptsächlich über befestigte Wege, sodass sie für Radfahrer aller Erfahrungsstufen geeignet ist. Unterwegs können wir die interessantesten Orte in Zgorzelec besuchen, historische Herrenhäuser und Schlösser besichtigen sowie malerische Landschaften genießen, die sich perfekt für eine Pause eignen. Der Höhepunkt der Tour ist natürlich der Besuch des ältesten Baumes Polens.

Startpunkt – Zgorzelec
Unsere Radtour beginnt am Jerzy-Popiełuszko-Platz. In direkter Nähe befindet sich das Gebäude des städtischen Kulturhauses (Miejski Dom Kultury), das durch eine aufwendige Renovierung in den letzten Jahren seinen ursprünglichen Glanz zurückerlangt hat. Besonders sehenswert sind die restaurierten Glasfenster, Stuckarbeiten und Wanddekorationen im Inneren des Gebäudes. Bevor wir die Tour starten, lohnt sich ein Blick auf die Sonnenuhr, die sich auf der Grünfläche hinter dem Gebäude befindet. Sie stammt ursprünglich aus dem Jahr 1715 und wurde 2018 dank einer Initiative der Einwohner von Zgorzelec an diesem Ort aufgestellt.

Durch den Park Nadnyski und das griechische Viertel
Wir fahren hinunter zur Lausitzer Neiße und erreichen den Park Nadnyski – ein schöner Erholungsort mit Bänken, Pavillons und kleinen Parkarchitekturen. Weiter geht es durch die Vorstadt von Nysa (Przedmieście Nyskie), den ältesten Stadtteil von Zgorzelec, wo sich die Griechische Promenade (Bulwar Grecki) befindet. Der Name dieses Boulevards leitet sich von der größten ethnischen Minderheit in Zgorzelec ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier viele griechische politische Flüchtlinge angesiedelt. Jahrelang war die griechische Sprache in dieser Gegend allgegenwärtig.

Lausitzer Museum und das Jakob-Böhme-Haus
Für Geschichtsliebhaber sind das Lausitzer Museum (Muzeum Łużyckie) und das Jakob-Böhme-Haus ein absolutes Muss. Das Lausitzer Museum bietet Dauerausstellungen zur Geschichte der Lausitz, der Sorben, sowie zur Vergangenheit von Zgorzelec und Görlitz – den beiden Städten, die durch die Lausitzer Neiße geteilt sind. Das Jakob-Böhme-Haus ist das ehemalige Wohnhaus des berühmten deutschen Mystikers, Philosophen und Theosophen Jakob Böhme (1575–1624). Besonders interessant ist eine Dauerausstellung, die die Inneneinrichtung eines Raumes zeigt, in dem er vermutlich lebte.

Schloss in Łagów und Kirche in Sławnikowice
Weiter geht es entlang der Radroute ER-4 nach Łagów, wo sich ein wunderschön restauriertes Schloss mit einem idyllischen Park befindet. Früher war das Schloss Łagów in einem verfallenen Zustand und in einem unangenehmen Grün (typisch für die DDR-Zeit) gestrichen. Dank einer gelungenen Revitalisierung ist es heute ein echtes Schmuckstück und eine Visitenkarte der Region. In Sławnikowice lohnt sich ein Besuch der Kirche zum Heiligsten Herzen Jesu aus dem 14. Jahrhundert sowie des Sühnekreuzes – eines historischen Rechtsdenkmals, das von Tätern als Zeichen der Buße errichtet wurde.

Henryków Lubański – Begegnung mit Geschichte
Weiter östlich führt uns die Strecke nach Henryków Lubański, wo die älteste Eibe Polens wächst. Der Heinrichauer Eibe ist heute durch ein Gerüst, ein Schutznetz und ein Bewässerungssystem gesichert, um ihr Austrocknen zu verhindern. Direkt neben dem Baum befindet sich ein Pavillon für Touristen, der eine perfekte Gelegenheit für eine Pause bietet.

In Siekierczyn gibt es einen künstlichen Teich mit einer Fuß- und Radwegstrecke, einem Skatepark, einem Spielplatz und einem kleinen Imbiss. In Mikułowa passieren wir das größte Umspannwerk der Region, das das Kraftwerk Turów mit dem nationalen Stromnetz verbindet.

Endpunkt – Stausee Czerwona Woda
Der letzte Abschnitt unserer Tour führt uns zum Stausee Czerwona Woda in Zgorzelec. Der Stausee wurde in den 1960er Jahren als Bade- und Erholungsgebiet angelegt. Nach einer umfassenden Renovierung ist er heute ein beliebter Freizeitort mit Spazierwegen, Radwegen, einem Spielplatz und Picknickplätzen.




Touristische Infrastruktur für Radfahrer entlang der Strecke:







1.Städtisches Kulturhaus, Die Sonnenuhr

Die Sonnenuhr, die auf das Jahr 1715 datiert wird, wurde von einem nicht mehr existierenden Gebäude in der Lubańska-Straße 4 übertragen. Der damalige Besitzer, Georg Lochmann, verlegte die Uhr im Jahr 1739 von einem anderen Standort. Das ursprüngliche Gebäude, auf dem sich die Uhr befand, wurde in den 1990er Jahren abgerissen, und die Uhr lagerte lange Zeit im Depot. Im Jahr 2015 wurde die Uhr auf Initiative von Piotr Gruszczyński restauriert und 2018 im Błachańca-Park neu aufgestellt. Die Uhr zeigt die natürliche Winterzeit an, ihre Genauigkeit kann jedoch je nach Jahreszeit um bis zu 15 Minuten abweichen. Sie ist ein wertvolles historisches Element, das eine touristische Attraktion in Zgorzelec darstellt.
Das Städtische Kulturhaus (MDK) in Zgorzelec ist das Hauptkulturzentrum der Stadt. Der im neobarocken Stil errichtete Bau wurde vollständig durch Spenden der Einwohner finanziert. Hier werden Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen und Workshops für alle Altersgruppen organisiert. Das MDK ist zudem ein Treffpunkt für lokale Kunstvereine, die zur kulturellen Entwicklung der Stadt beitragen und das kulturelle Leben in Zgorzelec bereichern.



2.Das Lausitzer Museum

Das Lausitzer Museum in Zgorzelec ist eine kulturelle Einrichtung, die 2007 eröffnet wurde. Das vom polnischen Verein Eurooper initiierte Museum konzentriert sich auf die Darstellung der Geschichte, der Kultur und des Alltagslebens der Bewohner des polnischen Teils der Oberlausitz. Eine der Hauptattraktionen ist die Dauerausstellung „Landschaften des Alltags. Aus der Geschichte des Lausitzer Dorfes“, die das Innere eines traditionellen Lausitzer Bauernhauses aus dem 18. bis 19. Jahrhundert nachstellt. Die Ausstellung umfasst unter anderem ein Wandfragment eines Fachwerkhauses sowie Originalmöbel und Gebrauchsgegenstände.Das Museum organisiert regelmäßig Bildungs- und Kulturveranstaltungen, wie z. B. archäologische Picknicks, bei denen die Teilnehmer alte Handwerkstechniken wie das Färben von Textilien oder die Herstellung von Schuhen kennen lernen können.



3.Jakob-Böhme-Haus

Jakob Böhme, ein bekannter Philosoph, wurde in Alt-Seidenberg geboren und lebte im heutigen Zgorzelec. Sein Haus, das heute ein Touristeninformationszentrum beherbergt, ist ein wichtiger historischer Ort, der Touristen und Philosophiebegeisterte gleichermaßen anzieht.



4.Vorstadtgebiet am Neisse

Vorstadtgebiet am Neisse – das älteste Viertel von Zgorzelec, in dem sich der Griechische Boulevard befindet. Der Name des Boulevards stammt von der größten nationalen Minderheit, die Zgorzelec bewohnt. Auf dem Postplatz können wir den restaurierten Postpfeiler der sächsischen Post bewundern.



5.Schloss Łagów

Auf dem Gelände des Stadtparks in Węglińc befindet sich ein einzigartiger Ort des Gedenkens - das Museum der östlichen Grenzgebiete, das in zwei historischen Güterwagen untergebracht ist. Dieses ungewöhnliche Museum wurde auf Initiative von Herrn Alfred Janicki eingerichtet, der zahlreiche Erinnerungsstücke von Aussiedlern sammelte, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Schloss Łagów kamen.
Das Schloss in Lagow ist eine der wertvollsten Residenzen der Region, deren Geschichte bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts zurückreicht. Aus dieser Zeit stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen des Ortes, und im Laufe der Jahrhunderte gehörte das Anwesen vielen bedeutenden Familien, darunter der ritterlichen Familie von Penzig, der Familie von Salza, Matthias Axt oder Georg Emmerich - dem Bürgermeister von Görlitz im Jahr 1481. Das heutige Schloss wurde 1581 auf Initiative von Michael Ender von Serch und seiner Frau Elisabeth Hoffmann erbaut. Aus dieser Zeit stammt der bis heute in der Architektur erhaltene Renaissance-Kern des Gebäudes. In den folgenden Jahrhunderten war das Schloss Zeuge wichtiger historischer Ereignisse - 1620 residierte hier Johann Georg von Brandenburg, und während des Dreißigjährigen Krieges, vom 30. Oktober bis 4. November 1633, hatte Albrecht von Wallenstein selbst hier sein Hauptquartier. Auch der sächsische Prinz Johann Georg II., der Lagow 1680 besuchte, war Gast des Schlosses. Sein heutiges, eher klassizistisches Aussehen erhielt das Schloss 1782 durch einen Umbau auf Initiative von Christina Frederika Geissler. Aus dieser Zeit stammt auch das Zierportal mit Pilastern im östlichen Risalit, das noch die Stiftungstafel von 1581 und die Wappenkartusche der Familien Ender von Serch und Hoffmann enthält. Das Schloss blieb bis zur Wende zum 20. Jahrhundert in der Hand der Familie Geissler. Nachdem das Schloss jahrelang in Vergessenheit geraten war, wurde es 2014 einer umfassenden Renovierung und Revitalisierung unterzogen und erstrahlt nun wieder in altem Glanz. Die Arbeiten umfassten sowohl das Hauptgebäude als auch die angrenzenden Wirtschaftsgebäude.



6.Kirche des Heiligsten Herzens Jesu in Sławnikowiceh

Die Herz-Jesu-Kirche in Slavnikovice ist eine historische Kirche mit einer reichen Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Jahrhundert zurückreicht. Die Kirche wurde erstmals 1346 erwähnt, obwohl ihr Bau um 1300 begann. Im 16. Jahrhundert wurde sie umfassend umgebaut, wobei wahrscheinlich Elemente des früheren Baus verwendet wurden. Die Kirche ist ein bescheidener, turmloser Barockbau mit einem rechteckigen Kirchenschiff und einem Chor, der von einem Satteldach mit einer achteckigen Glocke bedeckt ist. Die Nordwand der Kirche ist mit einem Epitaph zu Ehren von Dorothy Sophia Eleonora von Tschirnhaus geschmückt. Die Familie Tschirnhaus ist vielleicht nicht vielen bekannt, aber eine Person ist es wert, erwähnt zu werden. Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, Wissenschaftler, Philosoph, Mathematiker und Naturforscher, spielte eine Schlüsselrolle bei der Entdeckung des europäischen Porzellans - eine der größten technischen Errungenschaften des Barocks. Er und nicht Johann Friedrich Böttger, der weithin als Erfinder des Porzellans gilt, ist der wahre Vater des europäischen Porzellans. Ehrenfried Walther von Tschirnhaus selbst wohnte in einem Palais in unmittelbarer Nähe der Kirche. Vor dem Tor, das zum Kirchengelände führt, befindet sich auf der linken Seite ein Bußkreuz an der Wand, das ein wertvolles Kulturdenkmal darstellt.



7.Eibe von Hennersdorf „Henryk“

In Henryków Lubański wächst ein einzigartiges Naturdenkmal - die Henrykowski-Eibe, auch bekannt als „Henryk“. Es ist der älteste Baum Polens, dessen Alter 1987 auf etwa 1250 Jahre geschätzt wurde. Er gehört zur Gattung der Eiben (Taxus baccata) und gilt seit 1945, nach der Änderung der Staatsgrenzen, als der älteste lebende Organismus in unserem Land. Die Geschichte des Baumes ist auch die Geschichte seines Überlebens. Im Jahr 1813 wurde die Eibe von Soldaten beschädigt, 1945 wurde sie von einer Artilleriegranate getroffen und 1989 wurde sie von einem Orkan schwer belastet. Trotz dieser Schäden hat „Henry“ überlebt, und dank der Bemühungen von Spezialisten wird sein Zustand systematisch überwacht und verbessert. In den 1990er Jahren wurden die ersten umfassenden Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt, und 2016 wurden weitere Maßnahmen zur Stärkung des Baumes eingeleitet. Das Wurzelwerk wurde gegen Nagetiere geschützt, ein spezielles Gerüst wurde gebaut, um die massiven Äste zu stützen, und es wurden Sprinkler und Vernebelungsanlagen installiert, damit der Baum die immer größere Sommerhitze übersteht. Die Henrykowski-Eibe wurde am 6. April 1992 offiziell zum Naturdenkmal erklärt. Heute ist sie nicht nur ein einzigartiger botanischer Ort, sondern auch ein lebendiges Symbol für die Kontinuität von Natur und Geschichte.



8.Ruhezonen am Henryków-Kirche

Bei der Kirche in Henryków gibt es Ruhezonen und eine Freilichtbühne, die für Open-Air-Veranstaltungen genutzt werden.


9.Rastplatz in Siekierczyn

Siekierczyn bietet einen Rastplatz mit Bänken und einem Spielplatz, ideal für Wanderer und Radfahrer.


10.Czerwona Woda Stausee

Das Haff Rotes Wasser in Zgorzelec ist ein künstlich angelegtes Wasserreservoir am Fluss Czerwona Woda. Es wurde in den 1970er Jahren als Erholungszentrum für die Mitarbeiter des Kraftwerks Turów und die Einwohner von Zgorzelec angelegt. In den 1980er und 1990er Jahren war das Haff als Erholungsort sehr beliebt. Im Laufe der Zeit ging der Badebetrieb jedoch zurück und wurde aufgrund der Verschlechterung der Wasserqualität geschlossen.
In den letzten Jahren wurde das Rote Haff im Rahmen des Projekts „Abenteuer Neiße - Tourismusentwicklung im deutsch-polnischen Grenzgebiet“ intensiv revitalisiert. Dank der Förderung durch das Interreg-Kooperationsprogramm Polen-Sachsen 2014-2020 hat die Anlage ein neues Gesicht bekommen. Rund um den Stausee wurden fast 2 km Wege angelegt, außerdem wurden Holzstege über den Fluss, Bewegungsgeräte und ein Aussichtspunkt installiert.