Radfahren in der Oberlausitz
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Unsere Radtour beginnt an der polnisch-deutschen Grenze, direkt neben dem monumentalen Eisenbahnviadukt, dessen Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Dies ist eines der markantesten Bauwerke der Region, entworfen von Gustav Kießler, der sich von römischen Aquädukten inspirieren ließ. Dieses beeindruckende Viadukt vermittelt perfekt die Atmosphäre alter Bahnstrecken, während wir unsere Tour fortsetzen, um besondere Orte auf beiden Seiten der Grenze zu entdecken. Wir fahren in Richtung Berzdorfer See und passieren unterwegs ein außergewöhnliches Industriedenkmal – einen Schaufelradbagger. Diese 75 Meter lange und 33,5 Meter hohe Maschine wurde über 25 Jahre lang im örtlichen Tagebau zur Gewinnung von Braunkohle eingesetzt. Heute ist sie ein Symbol der Bergbaugeschichte der Region und eine perfekte Station auf unserer Route, die es uns ermöglicht, in die Zeiten intensiver Nutzung dieser Gebiete einzutauchen. Unsere Strecke führt weiter zur Blue Lagoon, einer malerischen Bucht am Berzdorfer See. Sie ist ein hervorragendes Beispiel für die gelungene Rekultivierung ehemaliger Bergbauflächen. Noch in den 1990er Jahren wurde hier Braunkohle im Tagebau abgebaut. Doch zwischen 2002 und 2013 füllte sich das künstlich geschaffene Gewässer nach und nach mit Wasser, bis es seine heutigen Ausmaße erreichte – eine Fläche von 960 Hektar und eine Tiefe von 72 Metern. Die Uferlinie erstreckt sich über 15,5 Kilometer, und rund um den See wurden zahlreiche Radwege, Strände und touristische Einrichtungen angelegt. Es ist der ideale Ort für eine Pause, ein erfrischendes Bad oder ein Picknick am Wasser. Bevor wir unsere Tour weiter in Richtung Oberlausitz fortsetzen, wechseln wir von den flachen Uferwegen auf anspruchsvolleres Terrain und fahren in Richtung der Landeskrone, einem erloschenen Vulkan mit einer Höhe von 420 Metern über dem Meeresspiegel. Seine geologische Geschichte reicht 30 Millionen Jahre zurück, und die ersten Siedlungsspuren an seinen Hängen stammen aus der Bronzezeit. Im Mittelalter befand sich hier eine Burg, die den böhmischen Fürsten gehörte. Heute begeistert dieser Ort mit einem atemberaubenden Panoramablick auf die gesamte Umgebung. Nach einer kurzen Klettertour und einer Pause am Aussichtsturm fahren wir hinunter nach Görlitz, einer Stadt voller historischer Sehenswürdigkeiten und außergewöhnlicher Attraktionen. Ein Halt an der Scultetus- Sternwarte lohnt sich, denn sie zieht seit Jahrzehnten Astronomiebegeisterte an. Sie wurde in den 1960er Jahren gegründet und ist nach Bartholomäus Scultetus benannt – einem bedeutenden Astronomen und Mathematiker der Region.

Zum Abschluss unserer Radtour erreichen wir den Bahnhof Görlitz, der mit seiner beeindruckenden Architektur besticht. Er wurde 1917 in Betrieb genommen und hat bis heute seinen historischen Charme bewahrt. Die Jugendstil-Halle, geschmückt mit kunstvollen Verzierungen, erinnert an die einstige Pracht der Stadt. Hier trifft Geschichte auf Moderne.




Touristische Infrastruktur für Radfahrer entlang der Route:

Fahrradparkplatz am Bahnhof Görlitz
Radfahrer, die mit der Bahn reisen, können den sicheren Fahrradparkplatz in der Unterführung des Görlitzer Bahnhofs nutzen. Dies ist eine bequeme Lösung für diejenigen, die ihre Fahrradtour mit dem Zug kombinieren und ihr Rad sicher abstellen möchten, um Orte zu erkunden, die mit dem Fahrrad nicht zugänglich sind.

Radweg Görlitz – Berzdorfer See
Die Radstrecke von Görlitz zum Berzdorfer See verläuft abseits der Hauptverkehrsstraßen und ermöglicht eine sichere Anreise zum See, ohne auf die stark befahrene Hauptstraße ausweichen zu müssen.

Rundweg um den Berzdorfer See – mit voller touristischer Infrastruktur
Rund um den Berzdorfer See gibt es einen kompletten Radweg, der eine Umrundung des Sees ermöglicht. Entlang des Ufers befinden sich Gastronomiebetriebe, Rastplätze und Strände, sodass die Strecke ideal auf die Bedürfnisse von Radfahrern abgestimmt ist.

Rastplatz am Schaufelradbagger
Entlang der Route gibt es einen speziellen Rastplatz für Radfahrer in der Nähe des Schaufelradbaggers, einer der industriellen Sehenswürdigkeiten der Region. Dies ermöglicht es, das Fahrrad sicher abzustellen und dieses technische Denkmal in Ruhe zu erkunden.





1.Eisenbahnbrücke in Zgorzelec/Görlitz

Die Eisenbahnbrücke zwischen Zgorzelec und Görlitz ist eines der charakteristischsten Ingenieurbauwerke der Region. Ihre monumentale Silhouette, die die Lausitzer Neiße überspannt, beeindruckt nicht nur durch ihre Form, sondern erzählt auch die Geschichte der industriellen Entwicklung des 19. Zwischen 1844 und 1847 nach einem Entwurf von Gustav Kießler erbaut, war die Brücke Teil des wachsenden Eisenbahnnetzes, das Schlesien mit Sachsen verband. Der Architekt ließ sich von römischen Aquädukten inspirieren und schuf ein beeindruckendes Bauwerk mit bogenförmigen Spannweiten, das Einfachheit, Leichtigkeit und Eleganz mit Monumentalität verbindet. Das gesamte Bauwerk wurde aus lokalem Granit gefertigt, und der Zement wurde sogar aus England und Tarnowskie Góry importiert - ein Beweis für den Ehrgeiz und die Größe des Projekts. Mit einer Länge von 448 Metern und einer Höhe von 35 Metern über dem Wasserspiegel ist die Brücke die höchste steinerne Eisenbahnbrücke in Deutschland und eine der längsten ihrer Art in Polen (wenn auch kürzer als die Brücke in Bolesławiec, die 519 Meter misst). Fast ein Jahrhundert lang hat die Brücke unverändert überdauert und ist ein Symbol für die Langlebigkeit und Präzision der Technik des 19. Im Mai 1945 sprengten die sich zurückziehenden deutschen Truppen die mittleren Brückenpfeiler. Die Schäden wurden jedoch schnell behoben, und die Brücke wurde bereits 1954 wieder aufgebaut, wodurch sie ihre strategische Bedeutung wiedererlangte. Heute ist sie ein wichtiger Teil des europäischen Verkehrskorridors E30, der Berlin und Kiew verbindet. Im Jahr 2014 wurde sie einer umfassenden Revitalisierung unterzogen, bei der sie in ihrem alten Glanz erstrahlte. Für Görlitz-Besucher ist der Aussichtspunkt auf der deutschen Seite empfehlenswert, von dem aus sich ein malerisches Panorama auf die Lausitzer Neiße, Zgorzelec und die monumentalen Brückenbögen bietet.



2.Schaufelradbagger

Der Schaufelradbagger SRs 1200 ist ein imposantes Industriedenkmal, das die Ära des intensiven Braunkohlebergbaus rund um den Berzdorfer See symbolisiert. Der Bagger wurde 1971 gebaut und über 25 Jahre lang für den Braunkohleabbau im Tagebau eingesetzt. Die Maschine ist 75 Meter lang und 33,5 Meter hoch, was sie zu einem der größten Geräte dieser Art in der Region macht. Ihre Schaufelräder, die jeweils ein Volumen von mehreren Kubikmetern fassen, konnten enorme Mengen an Kohle transportieren und den Abbauprozess erheblich beschleunigen. Nach der Schließung des Tagebaus 1997 wurde der Bagger nicht mehr genutzt, aber als Museumsstück erhalten, das heute Touristen und Technikbegeisterte anzieht. Besucher können die riesige Maschine nicht nur von außen bewundern, sondern auch an organisierten Führungen teilnehmen, bei denen sie die Geschichte des Bergbaus in der Region kennenlernen und das Innere des Baggers besichtigen. Es ist eine ungewöhnliche Attraktion, die zeigt, wie stark der Bergbau die Landschaft und Wirtschaft der Region geprägt hat.



3.Blue Lagoon – Berzdorfer See

Die Blue Lagoon, eine Bucht des Berzdorfer Sees, ist ein gelungenes Beispiel für die erfolgreiche Rekultivierung von Industrieflächen. Der See entstand an der Stelle eines ehemaligen Braunkohletagebaus, der bis Ende der 1990er Jahre betrieben wurde. Nach der Einstellung des Abbaus begann die Flutung des Tagebaus, die von 2002 bis 2013 dauerte. Heute hat der Berzdorfer See eine Fläche von 960 Hektar und eine maximale Tiefe von 72 Metern, was ihn zu einem der größten künstlichen Gewässer der Region macht. Mit einer Uferlänge von 15,5 Kilometern ist der See von Stränden, Rad- und Wanderwegen sowie touristischer Infrastruktur umgeben, einschließlich eines Yachthafens und zahlreicher Campingplätze. Die Blue Lagoon ist ein ideales Ziel für Wasserfreunde. Der breite Strand, ein Steg, Spielplätze, Beachvolleyballfelder, ein Kletterpark, gastronomische Einrichtungen, die nahegelegene Marina und ein Golfplatz machen diesen Ort sowohl für Sonnenanbeter als auch für Aktivurlauber attraktiv. Das Wasser im See ist kristallklar und besonders bei Badefreunden beliebt. Entlang des Ufers befinden sich Restaurants und Cafés, die über die Promenade erreichbar sind – ideal für Spaziergänge sowie Rad- und Inlinetouren. Der See ist auch gut mit dem Auto erreichbar, und spezielle Parkplätze mit gastronomischen Einrichtungen erleichtern den Zugang.



4.Aussichtsturm Neuberzdorfer Höhe

Der Aussichtsturm Neuberzdorfer Höhe ist einer der bedeutendsten Aussichtspunkte am Berzdorfer See und in der Umgebung. Er wurde 2008 eröffnet und verfügt über zwei Aussichtsplattformen auf 19 und 21 Metern Höhe. Vom Turm aus hat man wunderbare Ausblicke auf die umliegenden Hügel, wie die Landeskrone, sowie auf die weite Wasserfläche des Berzdorfer Sees. Die 121 Stufen zur Spitze sind eine Attraktion für sich, und die spektakulären Aussichten sind die Belohnung. Der Turm ist mit einer Webcam ausgestattet, die Live-Übertragungen ermöglicht. Er ist ein beliebtes Ziel für Touristen und Einheimische, die hier die Natur und Ruhe genießen möchten. Außerdem ist er ein idealer Ausgangspunkt für Wander- und Radtouren in die Umgebung.



5.Bismarckturm

Die Bismarcktürme sind charakteristische Bauwerke, die in ganz Deutschland zu Ehren des Kanzlers Otto von Bismarck errichtet wurden. Einer dieser Türme befindet sich in der Nähe der Landeskrone und ist eine interessante historische Attraktion sowie ein Aussichtspunkt. Der Bismarckturm wurde 1901 nach den Plänen des Architekten Wilhelm Kreis erbaut und erinnert an den Kanzler. Zu bestimmten Jahrestagen, die mit seinem Leben verbunden sind, wurde auf dem Turm ein Feuer entzündet, das nationale Einheit und Stärke symbolisieren sollte. Heute ist der Turm ein beliebtes Ziel für Touristen. Auch wenn der Zugang zum Turm selbst nicht möglich ist, bietet seine Lage auf dem Hügel der Landeskrone herrliche Ausblicke auf die Umgebung, die man von der Basis des Turms aus genießen kann.



6.Landeskrone

Die Landeskrone ist ein erloschener Vulkan, der sich auf eine Höhe von 419,4 m ü. M. erhebt und die Umgebung von Görlitz überragt. Seine geologische Formation reicht etwa 30 Millionen Jahre zurück, und der Ort zog seit jeher Siedler aus verschiedenen Epochen an. Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der Bronzezeit, und im Mittelalter befand sich auf dem Gipfel eine Burg, die den böhmischen Fürsten und reichen Adelsfamilien gehörte. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg von der Stadt Görlitz erworben und später abgerissen, um nicht als Unterschlupf für Räuber zu dienen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Landeskrone von Schriftstellern und Philosophen besucht, die hier Inspiration suchten. Im Jahr 1863 errichtete die Stadt auf den Burgruinen ein Gasthaus, das 1946 durch einen Brand zerstört wurde, jedoch fünf Jahre später wiederaufgebaut wurde. Heute befinden sich auf der Landeskrone ein Hotel und ein Restaurant. Auf dem Gipfel gibt es neben dem Restaurant und Hotel auch einen Aussichtsturm, von dem aus man ein wunderschönes Panorama der Stadt und der umliegenden Berge genießen kann.



7.Sternwarte Scultetus

Die Sternwarte Scultetus-Sternwarte, benannt nach Bartholomäus Scultetus, einem bekannten Astronomen und Mathematiker mit Verbindungen zur Region. Die Anlage wurde zwischen 1967 und 1971 erbaut und spielt auch heute noch eine wichtige Rolle als regionales Zentrum für Wissenschaft und astronomische Bildung. Das Herzstück der Sternwarte ist ein Planetarium mit einer 8 Meter hohen Kuppel, die das ZEISS Kleinplanetarium beherbergt. Dank der installierten Instrumente ist eine realistische Darstellung des Nachthimmels von jedem Ort der Erde und zu jeder Zeit möglich. Charakteristisch für die Sternwarte sind die beiden weithin sichtbaren Sternwartenkuppeln. Unter der größeren, mit einem Durchmesser von 4 Metern, befinden sich ein Newton-Cassegrein-Teleskop und ein Kometensucher, und unter der kleineren, 3 Meter hohen Kuppel das Cassegrein-Teleskop. Diese Präzisionsinstrumente ermöglichen die Beobachtung von Planeten, Sternen, Kometen und anderen Himmelskörpern auf professionelle und für jedermann zugängliche Weise. Die Sternwarte führt auch pädagogische Aktivitäten durch, mit Vorträgen, Workshops und offenen Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie beherbergt auch eine Fachbibliothek mit astronomischer Literatur.



8.Bahnhof Görlitz

Der Bahnhof Görlitz ist ein architektonisches Denkmal, das harmonisch in die städtische Bebauung integriert ist. Die Bahnsteighalle, die 1917 für Reisende geöffnet wurde, zieht heute täglich etwa 4.000 Menschen an – Pendler und Touristen gleichermaßen. Ein charakteristisches Merkmal des Bahnhofs ist die Jugendstilhalle mit einer kunstvoll verzierten Decke, die die Eleganz vergangener Zeiten ausstrahlt. Die Weitläufigkeit der Halle und die Tunnel zu den Bahnsteigen erinnern an die einstige Bedeutung dieses Ortes, der früher voller Leben war und in dem zahlreiche Cafés und Geschäfte den Wartenden die Zeit versüßten. Der Bahnhof befindet sich im Herzen des historischen Teils von Görlitz, von wo aus man direkt auf die Berliner Straße gelangt – einst die wichtigste Handelsstraße der Stadt, die zum Postplatz und dem berühmten Kaufhaus Görlitz führt. Derzeit ist eine umfassende Modernisierung dieses außergewöhnlichen Bauwerks geplant. Nach Jahren intensiver Nutzung wird das Dach der Bahnhofshalle grundlegend saniert, und die historischen Glaswände werden ersetzt. Die Arbeiten umfassen auch die Restaurierung der Tragkonstruktion, der Dachfenster und die Installation neuer Beleuchtung. Entsprechend den Vorgaben des Denkmalschutzes werden die schönen Treppenhäuser restauriert, und neue Fenster, in traditioneller Handarbeit aus grünem Glas gefertigt, verleihen den Innenräumen den authentischen Charme vergangener Zeiten.